Am 4. Januar 2003 starb in Muenchen der herausragende Maler und Bildhauer Gabriel Glikman.
In seinem fast 90 jährigen Leben schuf er eine grosse Bildergalerie, eine ungeheure Menge von Gestalten und Gesichter, die erfüllt sind von Energetik der Leidenschaften und Schicksale und die auf wundersame Weise das geistige Leben des 20. Jahrhunderts wiedererstehen lassen und damit ein Bindeglied darstellen zur Vergangenheit, zur ganzen Geschichte der Menschheit.
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"Ich lebe, weil ich sehe. Mir scheint, wenn ich kein Maler wäre, würde ich überhaupt nicht existieren. Und am interessantesten ist für mich stets das menschliche Antlitz... " - pflegte Gabriel Glikman zu sagen.
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Den letzten und recht bedeutenden Abschnitt seines Lebens verbrachte er in Deutschland. Das gab ihm die Möglichkeit von einem anderen, neuen Standpunkt aus - aus der Entfernung - seine Heimat, Russland, noch intensiver zu betrachten und sichtbar zu machen - Russland in seiner vielfältigen Verflochtenheit mit Westeuropa, wohin es ihn verschlagen hatte.
Ein einzigartiger, einmaliger Mensch und Künstler ist von uns gegangen - stolz und leidenschaftlich, ein Mensch, der das Böse klar an seiner Wurzel erfasst hatte und der das Gute liebte und verehrte. Uns bleibt die Welt seiner Bilder, in der sich sein Talent konzentriert und kristallisiert hatte: Werke, erfüllt von seiner psychischen Energie, von seinem Atem, dem Pulsschlag seines Herzens.
Januar 2003