Gabriel Glikmans Erinnerungen an Marc Chagall

 

Ich habe den Maler Marc Chagall nicht oft treffen können... Aber das erste Treffen war das wichtigste! Ich war noch ein kleiner Junge und schlich mich in Witebsk heimlich in das Kunstinstitut, wo damals, in den 20er Jahren, sich eine glänzende Plé iade der russischen Künstler traf: Chagall, Malewitsch, Pen, Judovin...
Den Atem anhaltend, schaute ich Chagall bei der Arbeit zu, wie er, mit einem ewig zerzausten Haar, laut und fröhlich, voller riesiger Energie Farben auf die Leinwand legte, wie Abbildungen entstanden, wie ein Bild geboren wurde.
Das war ein bezauberndes Mysterium... Und es war damals, dass ich, ein siebenjähriger Junge, für mich - wohl intuitiv - das kostbare Gefühl der grenzenlosen Freiheit, unendlichen Fantasie, einer wilden Energie entdeckte, die Chagall ausstrahlte.
Und all diese Empfindungen sind damals, vor vielen Jahren, machtvoll und für immer in meine Kinderseele gedrungen. Es war natürlich nicht einfach, sie durch die Jahrzehnte des schwierigen künstlerischen Schaffens in der UdSSR zu bewahren und nicht zu verlieren.
Aber es waren diese Empfindungen, die in der Kindheit von Marc Chagall geformt wurden, die mein Schaffen nährten und zu seiner Grundlage wurden.

 

Zurück
Zur Startseite